Bericht (von Georg)
Als Saisonabschluss stand dieses Jahr für mich ein eher ungewöhnliches Wettkampfformat an.
Der Cologne 226 Half Extreme. Eine Kombinationswertung aus dem Volkstriathlon Cologne Smart (0,7-24-7) am Samstag und
dem Cologne 226 Half (1,9-90-21) am Sonntag.
Die Wettervorhersage für das Wettkampfwochenende war nahezu optimal:
Schön, Temperaturen um 20°C jedoch für Köln typisch auch windig.
Sehr angenehm war, dass den Startern der Extremwertungen eine eigene Reihe in der Wechselzone zugedacht war und
so genügend Platz für das Einrichten des Wechselplatzes war.
Auch waren die Extremstarter durch andersfarbige Badekappen und Startnummern von den „Normal“-Startern leicht zu unterscheiden.
Half Extreme war schwarz-gelb gestreift und orange Badekappe.
Als taktische Marschroute für die beiden Wettkämpfe hatte ich mir zurechtgelegt,
am Samstag beim Schwimmen und Radfahren fast ans Maximum zu gehen und dann beim Laufen etwas Kraft für den nächsten Tag zu sparen.
In zwei Startwellen wurden dann die knapp 1000 Teilnehmer der Sprintdistanz auf die Strecke geschickt.
Trotz schmerzhaftem Schlag auf den Unterkiefer beim Schwimmstart kam ich gut in meinen Rhythmus und
konnte mich schnell aus dem Gewühl freischwimmen.
An der Wende konnte ich erkennen, dass ich gut im Feld liege.
Ein Blick auf den Radständer in der WZ sprach dafür, dass fast noch alle Räder der Extremstarter da waren.
Nach einem guten Wechsel fand ich in meiner Lieblingsdisziplin schnell mein Tempo und konnte erste Plätze gutmachen.
Böige Winde im freien Gelände, enge Ortsdurchfahrten und Kreisverkehre machten die 24 km durchaus anspruchsvoll.
Am ersten Wendepunkt ließ sich abschätzen, dass ich irgendwo zwischen Platz 10-15 rangiere.
Auf der 2. Runde war dies nicht mehr möglich, da nicht mehr sicher zu unterscheiden war,
wer auf Runde 1 und wer auf Runde 2 unterwegs ist. Jedoch der Abstand zum Führenden blieb konstant.
Bei der Einfahrt in die WZ wurde mir zugerufen, dass ich mich um Platz 8 bewege.
Nach dem Verlust von ein paar Plätzen in der WZ konzentrierte ich mich zu Beginn der Laufrunde um
die Regattastrecke darauf ein moderates Tempo anzuschlagen, um Kräfte zu sparen.
Im Verlauf der ersten 3-4 km merkte ich dann, dass keine starken Läufer von Hinten auflaufen und
die verstreute Gruppe von 4 Läufern vor mir sich auch nicht stark absetzen konnte.
Mit einer möglichen Top 10 Platzierung vor Augen und einem sehr guten Gefühl in den Beinen,
wurden die guten Vorsätze des Kraftsparens langsam über den Haufen geworfen und das Tempo weiter erhöht.
Mit einem Gesamtschnitt von 4:05 min/km konnte ich dann noch die besagten 4 Läufer überholen und
alle anderen auf Distanz halten. An 7. Position der 1. Startgruppe lief ich dann äußerst zufrieden ins Ziel.
2 Starter der 2. Startgruppe schoben sich dann noch vor mich,
was aber mit Gesamtplatz 9 und der AK-Platzierung 3 für den ersehnten Top 10 Platz ausreichte…
Die Ergebnisanalyse am Abend ergab dann, dass ich aktuell Führender der Extrem Half Wertung mit ca. 30 Sekunden
bzw. ca. 2 Minuten Vorsprung war. Aus den Einzelergebnissen war abzusehen,
dass ich vor allem im Schwimmen und Radfahren meinen Vorsprung geholt hatte.
Daher war für die HD am nächsten Tag klar: Hart anschwimmen und Zeit gutmachen.
Auf dem Rad stabiles Tempo halten und Vorsprung halten oder evtl. ausbauen und
beim Laufen versuchen so lange wie möglich vorne zu bleiben und beim Auflaufen eines Konkurrenten dranbleiben
und den Vorsprung ins Ziel retten. Guter Plan…
Die Nervosität vor dem Schwimmstart am nächsten Tag war dann entsprechend hoch.
Um Schlägen zu entgehen habe ich mich ohne Rücksicht auf die anderen 940 Starter in die erste Startreihe gequetscht.
Vom Start weg konnte ich sehr schnell angehen und in ein gleichmäßiges Tempo finden.
Erst bei 500m wechselte ich von Bahn 7 auf Bahn 9, die in direkter Linie auf die Wechselboje zuführte.
An der Boje glaubte ich zu erkennen, dass maximal 2-3 andere Extremstarter vor mir sein konnten und
diese direkt in der Gruppe vor mir waren. Der Rückweg gestaltete sich etwas unangenehmer,
da der Seitenwind und die noch entgegenkommende Masse an Schwimmern einiges an Wellengang erzeugte.
Der Blick auf die Uhr am Schwimmausstieg mit der Anzeige von 30:20 erzeugte ein erstes Hochgefühl
und Motivation für den weiteren Verlauf.
Den Wechsel versuchte ich ruhig und mit Bedacht durchzuführen.
Soweit es bei einem Wechsel möglich ist, glaubte ich festzustellen,
dass keiner der anderen Extremer bereits gewechselt hatte und auch während meines Wechsels tauchte keiner auf.
Topmotiviert auf die Radstrecke ging ich die erste von 3 Runden an (14-56-20) und konnte mich gut einrollen.
Anfangs konnte ich viele der guten Schwimmer einsammeln und mich nach Vorne arbeiten.
Auf der Runde in die Stadt konnte ich auch einen anderen Half Extrem Starter überholen,
der wohl doch vor mir gewechselt hatte. Auf der großen Runde aus der Stadt heraus wurde es dann wieder windig und
man musste kämpfen um sein Tempo halten zu können.
Kurz vor Ende der zweiten Runde wurde ich von einem Mitstreiter mit den Worten:
„Wir machen hier die Drecksarbeit für 40 andere…“ überholt.
Ein Blick über die Schulter zeigte mir, dass sich tatsächlich eine große Gruppe hinter uns gebildet hatte.
Diese Gruppe fing nun an zu rotieren, so dass ich mich plötzlich mitten drin befand.
Aus schlechter Erfahrung des letzten Jahres (4 Minuten Zeitstrafe in ähnlicher Situation)
versuchte ich bei nächster Gelegenheit aus der Gruppe rauszufahren und mich abzusetzen.
Leider musste ich erkennen, dass ich nicht mehr die Reserven besaß,
die Gruppe auf Distanz zu halten bzw. sie abzuschütteln.
Als dann noch ein Wettkampfrichter mit kritischem Blick vorbeifuhr,
wurde mir klar, dass er es auf die Gruppe abgesehen hatte.
Um eine Zeitstrafe unbedingt zu verhindern, nutzte ich die Steigung einer langegezogenen Autobahnbrücke,
um mich an die Spitze der Gruppe zu setzen und das Zugpferd zu spielen.
Kurz hinter der Brücke wartete auch schon der Wettkampfrichter um regulierend einzugreifen.
Das Spielchen von Überholen und Warten durch das Motorrad ging dann 3-4 Mal so und
jedes Mal hörte ich hinter mir dann Pfiffe, die auf Verwarnungen und Zeitstrafen deuteten.
Auf der letzten Radrunde bin ich dann am Ende der Gruppe mit gerollt, um Kraft für das Laufen zu sparen.
In der WZ wurde den Sportlern das Rad von Helfern abgenommen und man konnte sich schnell seinen Beutel suchen und Wechseln.
Um auf die Laufstrecke zu gelangen, musste man über eine Fußgängertreppe auf die Deutzer Brücke laufen.
Noch von der Treppe angeschlagen wartete auf der Brücke dann schon der erste Schock:
Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass ich gerade von einem Läufer mit schwarz-gelber Startnummer überholt wurde.
Ich hängte mich an ihn ran, um zu überlegen, was ich machen sollte.
Da er deutlich schneller als von mir geplant unterwegs war, gab ich mich innerlich mit dem 2. Platz zufrieden und
lies mich wieder in mein Tempo fallen, um nicht später einzubrechen.
Auf der ersten der beiden Runden kam ich nicht wirklich in einen Rhythmus.
Der Vortag und der getretene Schnitt von fast 40 km/h machten sich doch bemerkbar.
Auch stellten sich erste Bauchschmerzen ein. Zu wenig Energieversorgung?
Auch die Einnahme weiterer Gels brachte keine Besserung.
Langsam wurde mir klar, dass ich wohl einfach einen leeren Magen hatte und feste Nahrung brauchte.
Nur flüssig war wohl zu wenig. So kämpfte ich mich zum Ende der ersten Runde wieder über die Brücke und
schnappte mir an der Verpflegungsstation am Fuße der Brücke eine Hand voll Bananen und ein Brezenstück und
verzehrte das alles zusammen mit Cola und Wasser im Walkingschritt zurück über die Brücke.
Dort wurde mir zugerufen, dass der andere Starter lediglich eine Minute vor mir sei.
Mit vollem Magen ging es schlagartig besser und ich konnte meinen Rhythmus finden.
In einer langgezogenen Kurve bei Km 15 glaubte ich dann 200-300 Meter vor mir meinen Konkurrenten wieder zu erkennen.
Das und der regenerierte Magen gaben mir einen Schub und ich nahm mir vor nah an ihn ranzulaufen
um so den 1. Platz in der Half Extrem Wertung zu behalten.
Bei Km 17 hatte ich aufgeschlossen und konnte ihn sogar überholen.
Ein weiterer Teilnehmer, der die 4:30 anpeilte und sich von meiner Aufholjagd ziehen ließ,
motivierte mich weiter durchzuziehen. So liefen wir die letzten 4 km im Paarflug bis ins Ziel.
Dort stand dann tatsächlich noch die 4:30 auf der Uhr und ich konnte meinem Konkurrenten noch fast 2 Minuten Zeit abnehmen.
Somit konnte ich bei der HD den 50. Gesamtplatz (Ak 12.) und in der Cologne Half Extrem Wertung den 1. Gesamtplatz erzielen.
Fazit:
Gelungener und gut organisierter Wettkampf.
Kleine Probleme aufgrund baustellenbedingter neuer Wechselzone 2.
Zu bemängeln ist, dass es für die Extrem Half und Olympic keine Siegerehrung gab.
Ansonsten super erfolgreicher Saisonabschluss!!!
Zum Schmunzeln:
Aufgrund meiner schwarz-gelb gestreiften Startnummer wurden mir unter anderem die folgenden Fragen gestellt:
- Auf dem Rad: „Sag mal bist du von der Post?“
- Beim Lauf: „Hey 712, startest du für die Blindenstaffel?“
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